Spielend die Welt retten – wie digitale Spiele Umweltprojekte unterstützen.

Etwas Gutes für die Umwelt tun, ohne dass ich meine Gewohnheiten ändern muss? Da macht man doch gerne mit, oder? Als im Jahr 2002 die Biermarke Krombacher mit dem Slogan „Ein Kasten, ein Quadratmeter Regenwald“ eine große und erfolgreiche Werbeoffensive startete, konnten wir uns betrinken und gleichzeitig den Regenwald retten. Die richtige Biermarke vorausgesetzt!
Saufend die Umwelt schützen?
Tatsächlich pflanzte Krombacher bei der ersten Werbeaktion keinen einzigen Baum, jedoch spendete das Unternehmen vier Millionen Euro an den Dzanga-Sangha-Schutzgebiet in Zentralafrika. Für diese und weitere Aktionen hagelte es von vielen Seiten Kritik, wie z.B. von den Klimareportern. Von „Greenwashing“ war die Rede, vor allem wenn man bedenkt, dass die Brauerei auch gleichzeitig als Sponsor in der Formel 1 auftrat.
Mittlerweile hat Krombacher mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie deutlich nachgebessert. Auch viele andere Unternehmen ziehen hier nach. Sie sehen sich immer mehr in der Verantwortung, ökologische Nachhaltigkeitskonzepte in ihrer Strategie zu verankern. Das Problem: oft besteht eine ständige Gratwanderung zwischen Glaubwürdigkeit und Greenwashing. Dies bekam auch der WWF zu spüren, der mit seinem Panda-Logo viele Nachhaltigkeits-Projekte unterstützt. Das kann auch mal schief gehen. So erhielt der WWF im Jahr 2017 den „Survivals Greenwashing Award“, da ein Naturschutzprojekt gleichzeitig Gebiete indigener Völker zerstörte.
Steckt da mehr dahinter?
So gibt es heute unzählige Produkte oder Dienstleistungen, mit dessen Kauf ein bestimmtes Umweltschutzprojekt unterstützt, ein Baum gepflanzt oder das Klima geschützt wird. Viele Inititiativen zeigen auch transparent auf, was mit dem Geld geschieht. Oft ist das aber gar nicht so relevant. Ich unke mal, dass in einigen Fällen die Marketing-Ausgaben deutlich höher lagen, als an die promoteten Projekte abgeführt wurden. Die positiven Effekte überwiegen jedoch. Zumindest werden ehemals wenig bekannte ökologische und soziale Missstände in der breiten Öffentlichkeit sichtbar gemacht – quasi über eine Hintertür!
Öko-Fundraising mit Computerspielen?
In der Computerspielindustrie ist diese Strategie hingegen noch relativ neu. Eine Besonderheit ist die ständige und digitale Interaktion mit den NutzerInnen. So spielen laut dem Global Games Market Report mittlerweile weltweit mehr als 2,3 Mrd. Menschen Computerspiele und geben dafür jährlich an die 140 Mrd. US-Dollar aus. Warum nicht also dieses Potenzial nutzen und über diesen Weg Gelder für ökologische und soziale Projekte akquirieren? Gleichzeitig können Computerspiele so adaptiert oder entwickelt werden, dass sie für Umweltthemen Informationen bereitstellen, für Missstände sensibilisieren und Handlungswissen schaffen.
Virtuelle Aktionen werden real!
Natürlich gibt es Lernspiele, die explizit ökologische aber auch soziale oder andere gesellschaftliche Themen aufgreifen. Diese Serious, Awarness oder Conscious Games möchte ich jedoch erst in einem späteren Blogbeitrag aufgreifen. Vielmehr soll es hier um Möglichkeiten gehen, bei denen über Computerspiele bzw. den dort integrierten Aktionen ein Impact in der realen Welt geschaffen wird. Schließt man im Virtuellen eine Aufgabe oder einen Level ab, wird man nicht nur innherhalb des Spiels belohnt, sondern es geschieht auch etwas in der echten Welt. So werden Bäume gepflanzt, eine Naturschutzprojekt unterstützt oder eine Hilfsorganisation bekommt eine Spende. Finanzieren ließe sich dies über eine In-Game Währung oder über Sponsoren. Noch besser wäre es, wenn man über die Spielmechanik mit den Realaktionen thematisch verknüpfte Zusammenhänge vermittelt. Damit dies funktioniert, müssen jedoch dafür eigens entworfene Spielfunktionen entwickelt werden, die dann auch entsprechend spannend gestaltet sind. Eine besondere Herausforderung für die Spielentwickler.
Beispiele gefällig?
Ein schönes Beispiel hierfür ist die Minecraft „Build a Better World“ Initiative. Dort werden über bestimmte Spielaktionen Spendenbeiträge ausgelöst, die dann für ökologische Projekte genutzt werden. Gleichzeitig setzt man sich mit einem bestimmten Umweltthema interantiv auseinander. Ein Projektbeispiel aus dieser Serie ist das Projekt zum Schutz der Korallenriffe.
Ein anderes weltweit bekanntes Spiel ist Angry Birds. Bereits im Jahr 2015 brachten die Entwickler eine Special Edition „Champions For Earth“ im Zusammenhang mit dem Earth Day Network heraus. Dies war eine Aktion im Vorfeld der damaligen UN Klima-Konferenz in Paris. Mit dem Spiel wurde das Thema Klimawandel aufgegriffen und die Spieler unterstützten so konkrete Baumpflanzungen. Dieser Ansatz wurde inzwischen weiter entwickelt. Mittelerweile wirbt das Unternehmen damit, dass es mit diesen Ansatz den Stromverbrauch aller Spieler mittels CO2-Kompensationen klimaneutral stellt.
Das Augmented Reality Spiel „Safari Central“ lässt hingegen wilde Tiere in ihrer eigenen Umgebung virtuell erscheinen. Man kann mit ihnen interagieren und erfahren, wie sind in ihrer natürlichen Umwelt leben. Über In-App Käufe werden konkrete Projekte für den Schutz dieser Wildtiere unterstützt.
Eine ortsabhängige Variante, bei der digitale Umweltbildung mit Realaktionen verknüpft werden, bietet der Wald-Klima-Lehrpfad bei Münster. Schließt man eine bestimmte Anzahl der Lernspielstationen erfolgreich ab, wird automatisch ein Beitrag für eine lokale Baumpflanzaktion freigegeben.

Spielend die Welt retten – wohin geht die Reise?
Computerspiele wachsen rasant und erreichen inzwischen gut 25% der Weltbevölkerung. Eigentlich ist es verwunderlich, dass dieses Potenzial noch so wenig für die Vermittlung von Umweltwissen und der Förderung von Umweltprojekten genutzt wird. Dies soll sich jedoch ändern! So haben sich im Herbst 2019 während des UN Klimagipfels in New York weltweit die größten Spielefirmen zu der „Playing For The Planet Alliance“ zusammengeschlossen. Zusammen werden so bereits mehr als 1 Mrd. Spieler erreicht. Die teilnehmenden Unternehmen wollen in Zukunft jedoch nicht nur verstärkt „green activations in games“ integrieren, sondern auch mit eigenen Aktivitäten zu den globalen Nachhaltigkeitszielen beitragen. Denn gerade die Computerspielindustrie hat durch ihren enormen Energieverbrauch große Herausforderungen im Bereich Klima- und Ressourcenschutz.
Inwiefern die entsprechenden Aktivitäten tatsächlich transparent und wirksam sind und nicht ebenfalls in ein Greenwashing münden, wird sich noch zeigen müssen. Für Android-Smartphones wurde jedenfalls im Playstore bereits eine eigene Kategorie „Spiele gegen den Klimawandel“ aufgestellt.
Ich bin gespannt, wie sich dieses Feld in Zukunft entwickelt. Vielleicht machen diese Beispiele Schule und in einigen Jahren werden wir in den Apps Funktionen finden, mit denen wir direkt oder indirekt einen kleinen Beitrag für eine bessere Welt leisten. Vielleicht gibt es sogar die Möglichkeit, über In-Game Käufe konkret für lokale Projekte zu spenden. Dies würde wieder eine stärkere Beziehung zu Projekten oder Maßnahmen herstellen, deren Umsetzung direkt vor Ort nachverfolgbar sind. So sammeln wir plattformübergreifend Punkte und Awards und können bequem vom Sofa aus spielend die Welt retten.
Welche Spiele kennt Ihr, bei denen reale Aktionen in der Welt aktivierbar sind? Ich freue mich auf Eure Kommentare!